Unser Lehrer, der Waver
Ihnen ging es nie ums szenige Gruselkabinett. Auch deshalb mischen die Ostschweizer The Beauty of Gemina in der Weltspitze des Wave-Rock mit.
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Auf der Website der Primarschule Balzers, Liechtenstein, schaut einen Michael Sele freundlich an. Er unterrichtet dort die Klasse 4b und lächelt sogar ein bisschen. Einen Star der Gothic-Szene stellt man sich anders vor. Nach Schulschluss ist Sele nämlich Sänger und Kopf von The Beauty of Gemina. Diese ostschweizerische Band teilte sich die Bühne mit Unheilig und Rammstein, sie gibt demnächst Shows in Russland und Griechenland und zählt zu den international grossen Wave-Rock-Acts. Dem Klischee des tageslichtscheuen Grufties entsprach Sele nie. Nach acht Jahren und sechs Alben haben The Beauty of Gemina nun sämtliche Genrebeschränkungen abgeschüttelt. Neben synthie-getragenem Gothic-Rock stehen heute Indie-Rock und einfach eingerichtete Folklieder. Den linientreuen Waver mag das schrecken wie der Knoblauch den Vampir, aber das kümmert Sele wenig. Ihm ging es nie ums szenige Gruselkabinettfeeling, sondern um die universelle Kraft der Melancholie. Sein Bariton verbindet unerschütterliche Festigkeit und wehendes Pathos, wie man es von den ganz grossen Schmerzensmännern her kennt. «Melancholie verstehe ich als etwas Poetisches, Ruhiges. In diesem Sinne ist sie etwas Schönes. Ein Gegenpol zur heutigen Welt, in der alles auf Spass ausgerichtet ist», gab Sele zu Protokoll.