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Kachelmanns WetterÜber Ostern ins Tessin? Nicht doch!

Regenschirm auf: So dürfte sich das Wetter auch an diesen Ostern im Tessin präsentieren (Uferpromenade von Lugano mit dem Monte San Salvatore im Hintergrund).

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Nein, das Tessin war noch nie die Sonnenstube der Schweiz. Das haben die Tourismusmenschen aus dem Süden gut gemacht, dass sich dieser Begriff, der wettermässig romantisch tönt, bis heute hält. Das Wallis war schon immer sonniger als das Tessin, nur schlägt sich das in der Sonnenstunden-Statistik nicht so nieder. Dies, weil in der echten Sonnenstube fast überall links und rechts ein grosser Berg ist, der die Sonne etwas später auf- oder früher wieder untergehen lässt, obwohl der Himmel blau ist. Und dazu ist der Walliser Himmel viel öfter richtig blau, während die Luftqualität im Tessin an vielen Tagen eher weisslichblaue Himmelsfarben ermöglicht.

Wetterbeobachter versuchen seit Jahren, allösterlich die «Zücchin» (so nennen die Tessiner ihre Landsleute in der Deutschschweiz) zur Vernunft zu rufen, indem sie vor Ostern mitteilen, dass es im Tessin kühler sei und auch mehr regne als zu Hause an der Pfnüselküste. Das ist in der Tat häufiger so als umgekehrt, weil jetzt im Frühling die Hauptföhnzeit herrscht und auch in absoluten Zahlen die Sonne am Bodensee ebenso lange scheint wie am Lago Maggiore. Es wird auch dieses Jahr so sein, was den Stau aber nicht kleiner machen wird: Es sieht in Ascona am Schiffsteg vor allem Ende März einfach besser aus als an der Schifflände von Horgen, auch wenn es gleichzeitig sehr in die Palme regnet. Die generelle Lust auf Südlagen führt auch dazu, dass die Berge südlich der Alpen wie dieses Jahr meterhoch verschneit werden, dummerweise erst dann, wenn niemand mehr so richtig Ski fahren will.

Kurzum, damit es einmal im Protokoll steht: Auch dieses Jahr ist es im Süden kühler und nasser als im Norden. Viele werden trotzdem fahren und wahrscheinlich ist dem rational ebenso wenig zu begegnen wie der zweiten Schweizer Obsession, die mit dem Wetter zusammenhängt: «Müend über de Näbel!»

Wenig verheissungsvoll: Die Ostern-Wetterprognose für Locarno.

Internationale Tourismusforscher werden nie verstehen, warum tiefer gelegene Schweizer Wintersportorte trotz Klimawandel und Schneemangel besser abschneiden werden als diejenigen im grossen Kanton und in Österreich: Weil wir das einzige Land weltweit sind, in dem in Wetterberichten standardmässig eine Nebelobergrenze genannt wird. Als unterschwelliger Vorwurf an Eltern in den Stinkdunststädten: Warum fahren sie ihr Kind nicht hoch zur Sonne? Bevor es Webcams gab, gab es auf Zürcher Trams bei geeigneter Wetterlage vorn eine kleine Tafel, auf der stand «Uetliberg hell». Hell, nicht etwa sonnig. Um denen unten zu sagen: Bei euch bleibt es den ganzen Tag dunkel!

Und weil das in uns fest verdrahtet ist, werden ehemalige Skigebiete weiterhin jedes Wochenende volle Gondeln haben, solange es unten grau und oben blau ist, auch wenn es keinen Schnee mehr gibt. In den Bergkirchen der Heimat wird nicht mehr um Schnee gebetet werden, sondern um Nebel in den «Niederungen» – auch die heissen nicht umsonst so.

Auch wenn die Ostern-ins-Tessin- und die Müend-über-de-Näbel-Obsessionen ökologisch nicht sinnvoll sind, werden sie noch lange leben. Wir, die wir daheimbleiben, halten den transalpinen Aderlass gut aus. Nicht so voll im Laden am Samstag. Und die schönen Staumeldungen. Gute Reise, Zücchin.

* Jörg Kachelmann ist Meteorologe bei Kachelmannwetter.com. Er schreibt hier in den nächsten Tagen in loser Folge über das Wetter, Wetterphänomene und Wettermythen.

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