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Kolumne von Michèle Roten«Kaputte Kleider will niemand, nicht mal gratis»

Ich habe einige Kleider, die noch cool sind, aber kleine Mängel haben wie ein Loch oder Flecken – und es reut mich, sie in die Kleidersammlung zu werfen. Gibt es einen Ort in Zürich, wo man so was abgeben kann?

Rita, 44, Podologin

Die kurze Antwort: Jein. Bei Rework (an der Europaallee und im Zollhaus) kann man grundsätzlich defekte Kleidung abgeben – die Stücke werden auseinandergeschnitten und neu zusammengenäht. Weil Rework aber regelrecht überrannt wurden (Sie sind nicht allein mit dem Problem!), wurde eine Begrenzung eingeführt, jeweils für zwei Monate lang wird nur ein Material entgegengenommen, bis Ende April ist es noch Denim, danach kommen Leinen und Seide. Grossflächige Kleider aus hochwertigen Materialien, sagt der Managing Partner Kaspar Schlaeppi, würden sie allerdings immer gern annehmen. Wenn man möchte, kriegt man sogar noch einen 20-Prozent-Gutschein.

Bei richtig speziellen Teilen mit sehr kleinen Mängeln kann es durchaus auch sein, dass Secondhandshops mal eine Ausnahme machen – grundsätzlich aber sind Defekte ein No-go, deshalb winken sogar Organisationen wie Winterhilfe, Caritas oder Brockenhäuser dankend ab.

Das hat vor allem damit zu tun, dass wir als Gesellschaft bei aller Offenheit oder gar Liebe für Secondhand genau dort eine dicke, fette Grenze ziehen: Kaputt will niemand, nicht mal gratis. Was eigentlich schade ist.

Wäre es nicht toll, wenn Flecken und Löcher zum Statussymbol werden würden? So sieht man auf den ersten Blick: Das ist jemand, die oder der Nachhaltigkeit über Details wie ungeschickt gegessene Spaghetti stellt. Kann je nach Weltsicht doch genauso sexy sein wie eine Rolex.

Anyway. Upcycling ist natürlich DAS Stichwort für Sie. Es klingt nicht so, als ob es Ihr Ding wäre, aber schauen Sie vielleicht trotzdem mal in den sozialen Medien rum, dort gibt es unendlich viele Anleitungen, wie man Kleidung flicken kann. Und die meisten sind wahnsinnig befriedigend.

Ich könnte stundenlang dabei zuschauen, wie supersauber gesetzte Stiche ein perfektes Ergebnis ergeben. Nachmachen ist natürlich noch mal ein anderes Thema. Immerhin habe ich mir so aber eine sehr einfache Methode angeeignet, mit der selbst ich Löcher in Strickpullis ziemlich unsichtbar stopfen kann.

Apropos unsichtbar und stopfen: Ich finde, man darf der Kleidung auch ansehen, dass sie geflickt ist. Kintsugi nennt man diese japanische Reparaturmethode. Und gerade bei Strick kann man Löcher ganz leicht zufilzen. Einfach Stopfwolle in der gewünschten Farbe (gern eine andere als die des Kleidungsstücks!) und eine Filznadel kaufen und drauflos stochern. So lassen sich sogar Formen, Buchstaben kreieren.

Und als letzte Idee: Vielleicht stellen Sie sich mal einen Tag lang auf einen Flohmarkt. Vielleicht sieht jemand, die oder der geschickt und bereit ist, etwas Zeit zu investieren, das Potenzial in Ihren Stücken.

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