Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Neue Massnahmen gegen AndrangWie sich Ferienorte gegen die Touristen­massen wappnen

In der Sommersaison besuchen bis zu 1 Million Touristen die kleine französische Gemeinde Mont-Saint-Michel.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Vor dem Beginn der wichtigen Sommersaison protestieren Tausende von Einwohnern der Kanarischen Inseln gegen Massentourismus. Sie verlangen, die Zahl der Touristinnen und Touristen zu begrenzen und mit dem Bau von neuen Hotels aufzuhören.

Die Protestierenden halten Plakate hoch, auf denen zu lesen ist: «Die Inseln stehen nicht zum Verkauf», «Stop Hotel» und «Wir wollen nicht zusehen, wie unsere Insel stirbt».

Die Einheimischen machen den Übertourismus für steigende Mieten, Wasserknappheit und Probleme bei der Müllentsorgung verantwortlich. Zum Vergleich: Auf den Kanarischen Inseln wohnen 2,2 Millionen Menschen. Im abgelaufenen Jahr verbrachten aber knapp 14 Millionen Auswärtige ihre Ferien auf der spanischen Inselgruppe.

«Die Kanarischen Inseln stehen nicht zum Verkauf»: Protestierende halten in Lanzarote ein Transparent gegen Übertourismus hoch.

Beliebte Destinationen wie Barcelona und Amsterdam haben begonnen, den Massentourismus zu bekämpfen. Sie haben bekannte und naheliegende Massnahmen ergriffen: So hat die spanische Metropole den Hafen für Kreuzfahrtschiffe in der Nähe ihrer Wohngebiete gesperrt. Die niederländische Hauptstadt hat die Kurtaxe auf dieses Jahr von 7 auf neu 12,5 Prozent erhöht.

Es gibt indes Tourismusorte, die neue Wege beschreiten. Das zeigen folgende Beispiele:

Mont-Saint-Michel, Frankreich

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.

Die Tourismusattraktion mit der felsigen Insel und der weitum sichtbaren Abtei verfolgt eine Strategie, die als Demarketing bekannt ist. Will heissen: Mit gezieltem Marketing will die Gemeinde Gäste davon abhalten, nach Mont-Saint-Michel zu kommen. Die Tourismusverantwortlichen tun dies ausgerechnet mit Bildern in sozialen Netzwerken, die Übertourismus zeigen.

Am verlängerten Auffahrtswochenende im vergangenen Mai veröffentlichte das Tourismusbüro auf X (früher Twitter) Fotos von langen Warteschlangen auf dem Weg zur Abtei und bat die Touristen darum, ihren Besuch zu verschieben. Diese Art der Kommunikation soll helfen, abschreckend zu wirken und die Besucherströme über einen gewissen Zeitraum besser zu lenken.

Über 3 Millionen Touristen pro Jahr besuchen den Ort, davon rund 1 Million allein während der Sommersaison. Die Gemeinde selbst zählte zuletzt 25 Einwohner.

Florenz, Italien und Luzern

Touristen schauen sich einen Sonnenuntergang über Florenz an.

Die Grossstadt in der Toskana setzt auf Technologie, um den Übertourismus in Echtzeit zu bewältigen. Sie hat dazu die App Feel Florence lanciert. Dabei handelt es sich um einen Dienst, der Besuchern Routen und Erlebnisse auf der Grundlage der aktuellen touristischen Nachfrage vorschlägt.

Anhand von Sensoren, die in der ganzen Stadt verteilt sind, informiert die App die Gäste darüber, welche Attraktionen überfüllt sind. Darüber hinaus schlägt die App den Nutzern vor, alternative Sehenswürdigkeiten zu besuchen, die von ihrer Gunst profitieren können.

Zuletzt kamen bis zu 11 Millionen Touristen jährlich nach Florenz. Die Stadt hat 366’000 Einwohner.

Die Stadt Luzern hat Ende 2023 ein Pilotprojekt abgeschlossen, mit dem die Besucherströme erfasst wurden.

Die Stadt Luzern hat im vergangenen Jahr ein Pilotprojekt mit ähnlichem Prinzip durchgeführt. Die Stadt zählte von März bis Dezember 2023 an fünf Standorten die Anzahl Geräte wie Smartphones, Tablets oder Smartwatches, die sich in Zugangspunkte mit drahtlosem Internet einwählten. Auf diese Weise wurde der Personenfluss erfasst.

Die so ermittelten Daten werden der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und dienen als Basis für künftige Schritte, um das Aufkommen von Reisecars besser zu bewirtschaften und die Besucherströme geschickter durch die Stadt zu lenken.

Touristen sorgten im vergangenen Jahr in Luzern für 1,3 Millionen Logiernächte. Die Stadt hat soeben die Marke von 85’000 Einwohnern geknackt.

Barcelona, Spanien

Google und Apple haben die Buslinie, welche direkt zum Park Güell führt, aus ihren Onlinekartendiensten entfernt.

Die Bewohner des Quartiers La Salut sind selber überrascht, dass ihre Metropole mit diesem Vorschlag durchkam: Dem Vernehmen nach beantragte die Stadtregierung bei den US-Technologiekonzernen Google und Apple, die Buslinie 116 aus ihren Onlinekartendiensten zu entfernen.

Die Linie hält beim Park Güell, der als zweitbeliebteste Sehenswürdigkeit nach der Basilika Sagrada Família gilt. Vor allem ältere Einheimische beschwerten sich über überfüllte Busse, weil die Apps die Buslinie für die Reiseplanung vorschlugen.

Inzwischen ist die Linie in den Apps verschwunden. Dies scheint zu wirken: «Zuerst haben wir über die Idee gelacht», sagte der lokale Aktivist César Sánchez gegenüber der britischen Zeitung «The Guardian». «Aber wir sind überrascht, dass die Massnahme derart wirksam war.»

Im vergangenen Jahr bezahlten 4,4 Millionen Touristen für einen Eintritt in den Park. Barcelona hat rund 1,6 Millionen Einwohner, in der Metropolregion leben über 5 Millionen Menschen.

Fujikawaguchiko, Japan

Touristen versammeln sich bei einem Aussichtspunkt, um den Fuji zu fotografieren.

Die japanische Stadt am Fusse des legendären Vulkans Fuji greift auf eine eher pragmatische Lösung zurück, die bereits weltweit Schlagzeilen gemacht hat. Sie wird die Sicht auf den höchsten Berg des Landes versperren, wie die englischsprachige Zeitung «Japan Times» berichtet. Geplant ist, an einem beliebten Fotostandort ein dunkles Maschennetz mit einer Länge von 20 Meter und einer Höhe von 2,5 Meter zu errichten.

«Es ist bedauerlich, dass wir dies tun müssen, weil sich einige Touristen nicht an die Regeln halten können», zitierte die Zeitung einen Sprecher der Stadt. Die Gäste hinterliessen Müll und missachteten die Verkehrsregeln, fügte der Offizielle hinzu.

Seit dem Ende der strengen Regeln gegen Covid erlebt Japan einen Boom beim Tourismus durch ausländische Gäste. Im März kamen erstmals über 3 Millionen Reisende aus Übersee. Das bedeutet eine neue Höchstzahl bei den monatlichen Besucherzahlen.

Venedig, Italien

Venedig testet eine neue Art von Kurtaxe für Touristen, die nur einen Tagesausflug vorhaben.

Die Lagunenstadt testet ab sofort eine neue Art der Kurtaxe. Normalerweise erheben Tourismusgebiete diese Abgabe nur, wenn Touristen im Ferienort übernachten. Venedig erprobt nun eine «Zugangssteuer» für Gäste, welche die Nacht nicht in der Stadt verbringen.

Jeder Besucher zahlt seit dem 25. April 5 Euro pro Tag von 8.30 bis 16 Uhr. Venedig wird diese Zwangsgebühr für 20 Tage in den kommenden drei Monaten testen. Basierend auf den Ergebnissen schwebt der Stadt vor, im kommenden Jahr endgültig eine «Zugangssteuer» einzuführen.

Venedig zählt im Jahr bis zu 30 Millionen Touristen. Die meisten von ihnen machen einen Tagesausflug. Im historischen Zentrum der Stadt wohnen rund 50’000 Einheimische.

Newsletter

Wirtschaft heute

Erhalten Sie die wichtigsten News aus der Wirtschaft sowie die besten Hintergründe und Analysen.