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Ein Dorf als Welt

Lust auf Nachbarschaft – über die Hecke und die Generationsgrenzen hinweg.

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Es ist ein heimeliger, wenn auch etwas kitschiger Gedanke, dass die Welt ein Dorf sei. Noch schöner aber ist ?die Idee, ein Dorf, zum Beispiel Suberg im ?Berner Seeland, sei die ganze Welt, und man erspare sich das Herumreisen in der Weltgeschichte und könne sie kennen lernen im Dörflichen, wenn man sich nur ein bisschen Mühe gebe.

Der Filmemacher Simon Baumann («Image Problem»), Suberger von Geburt und Wohnsitz, hat sich lange keine Mühe gegeben und die richtige Welt woanders vermutet. 32 Jahre lang hat er kein Bedürfnis gehabt, zu sein wie sein Grossvater, dieser gestandene Suberger, den man in den Siebzigerjahren noch mit Ross und Wagen auf den Friedhof fuhr nach einem Leben im und fürs Dorf.

Jedoch plötzlich hat den Enkel sozu­sagen die Lust auf Nachbarschaft gepackt. Er ist dem Männerchor beigetreten und hat sich das neue Suberg angeschaut, dieses Einfamilienhäuschen- und Schlafdorf, das längst nicht mehr das des Grossvaters ist. Und im neuen Suberg hat er die Reste des alten gesucht. Nicht nur, weil das eine wunderbar eigenwillige Filmidee ist, die das persönliche Leben mit der Kunst verbindet; auch nicht aus Heimatseligkeit; aber aus Heimweh nach einer Art Heimeligkeit im Globalen, das wahrscheinlich schon.

Ein bedächtiger, feiner, liebevoller Film ist das. Simon Baumann ist ein freundlicher junger Mann, und es ist ihm in Suberg viel Freundlichkeit begegnet: beim Nachbarn, dessen Dorf sonst an der Gartenhecke seines Eigenheims endet. Oder bei den Männern des kleinen Chors, die den Regisseur gern aufnahmen, nachdem er ihnen «Ds Vreneli ab em Guggisberg» vorgesungen hatte. ­Allerdings wurde ihm manchmal seine ­Abkunft nachgetragen. Denn seine Eltern, das Nationalratsehepaar Stephanie (SP) und Ruedi (Grüne) Baumann, haben sich im Dorf nicht beliebt gemacht, als sie in den Neunzigern unter anderem gegen eine Bahn­unterführung politisierten. Das ist nicht vergessen; und deshalb ist wohl ­?dieser Mann in den Film geraten, der den Simon gleich fragte, ob er heut schon eine «a d??Schnorre» gehabt habe. Auch das ist Suberg, zum Beispiel.

Sodass man diesen Film nun einen ­familiengeschichtlich grundierten Essay über den Strukturwandel des Dorfes nennen könnte. Oder einfacher: die Geschichte vom Ankommen des Simon Baumann dort, wo er daheim ist. Oder noch einfacher: die von der Hoffnung, am offenen Grab werde dann einmal der Männerchor singen.